Träume sind im wahrsten Sinne des Wortes eine alltägliche Erfahrung, aber wenn man darüber nachdenkt, sind sie äußerst rätselhaft. Das Thema Träume berührt einige der tiefsten Probleme der Neurowissenschaften: das Selbst, das Gedächtnis und die Selbstwahrnehmung. Sogar die Frage, warum Träume entstehen, wird heiß diskutiert.
In Träumen machen wir oft bizarre Erfahrungen, die uns in diesem Moment völlig normal erscheinen. Wir erkennen nicht, dass das, was geschieht, unmöglich ist. Das liegt daran, dass wir in Träumen selten über unsere eigenen Erfahrungen, Gedanken oder unser Selbst nachdenken. Manchmal ist man sich jedoch bewusst, dass man sich in einem Traum befindet (luzides Träumen). Das passiert vielen Menschen von Zeit zu Zeit. Mit etwas Übung gelingt es manchen Menschen, öfter luzide Träume zu haben.
Die Essenz eines luziden Traums wird als Selbsterkenntnis bezeichnet. Luzidität könnte also ein Fenster zur Natur des Traumunbewussten sein.
In normalen Träumen sind bestimmte Bereiche des Gehirns weniger aktiv als im Wachzustand. Insbesondere die Aktivität im Precuneus, einem Teil des medialen Scheitellappens, ist geringer. Der Precuneus wird während des selbstreflexiven Erlebens aktiviert und ist ein Knotenpunkt des “Default Mode Network”. Dabei handelt es sich um eine Reihe von Hirnarealen, die standardmäßig aktiv sind, wenn wir wach sind – obwohl sie deaktiviert sind, wenn wir mit einer externen Aktivität oder Aufgabe beschäftigt sind, die unsere Aufmerksamkeit erfordert.
Bei unseren Untersuchungen stellten wir fest, dass die Aktivität im Precuneus während luzider Träume höher ist als während normaler Träume. Der Precuneus und die mit ihm verbundenen Areale könnten also für die Einsicht verantwortlich sein, die uns in Träumen oft fehlt. Eine Analogie könnte sein, dass Träume wie ein dramatisches äußeres Ereignis sind, das unsere Aufmerksamkeit auf sich zieht und uns keine Zeit lässt, über uns selbst oder seine Bedeutung nachzudenken. Wie dies jedoch tatsächlich geschieht, ist unbekannt. Es gibt Hinweise darauf, dass es im Precuneus eine Art Bewusstsein gibt, aber wir wissen noch nicht, wie die Millionen von Neuronen in diesem Bereich uns ein waches Selbstbewusstsein geben können oder wie Träume es ausschalten.