Wie kann man Ideen oder Gegenstände schaffen, die noch niemand gesehen oder erlebt hat? Diese Fähigkeit verdanken wir unserem Gehirn, das eine wahre Schöpfungsmaschine ist. Das Gehirn verfügt über einen internen Bilderzeuger, dessen Funktionsweise erst vor wenigen Jahren entdeckt wurde. Er wird als „Standardnetzwerk“ bezeichnet, da es sich um eine Gruppe von Neuronen in unserem Gehirn handelt, die aktiviert werden, wenn wir nichts Besonderes tun. Dieses Netzwerk ist die Grundlage unserer Kreativität.
In einer neuen Studie wurden Freiwillige gebeten, sich die originellsten Verwendungsmöglichkeiten für einen alltäglichen Gegenstand auszudenken. Es ging darum, sich möglichst viele verschiedene und ungewöhnliche Verwendungsmöglichkeiten für diesen Alltagsgegenstand auszudenken. Was passiert, wenn man diesen Test macht?
Normalerweise schließt du die Augen und stellst dir vor, dass du mit dem Ziegelstein einen Nagel einschlägst oder ihn als Unterlegkeil für ein Auto an einer Steigung verwendest. Man sagt, dass die Gedanken in unerwartete Richtungen gehen, manchmal sogar in entgegengesetzte Richtungen. Man spricht von „divergierendem Denken” und „geistigem Vagabundieren”. Stell dir vor, du siehst das Bild eines Bleistifts. Dann denkst du, dass der Ziegelstein als Bleistifthalter dienen könnte, mit all seinen praktischen kleinen Löchern.
Aktiviere dein divergentes Denken!
Wenn wir uns mit dieser geistigen Aktivität beschäftigen, werden in unserem Gehirn die Neuronen des Standardmodus aktiviert. Das Kunststück der Studie bestand darin, nachzuweisen, dass der Standardmodus die Ursache kreativer Ideen ist und nicht nur ein Begleitphänomen. Dazu blockierten sie die Aktivität des Standardnetzwerks mit Hilfe von Magnetwellen, die durch die Schädelwand flossen und die Neuronen des Standardnetzwerks störten. Sofort gingen den Teilnehmern die Ideen aus, sie konnten ihre Gedanken nicht mehr bündeln und ihre Vorschläge für die Verwendung des Bausteins wurden immer weniger originell und innovativ. Dies war der Beweis dafür, dass das Standardnetzwerk eine kausale Rolle bei der Entwicklung kreativen Denkens spielt.
Wie kann man also sein Standardnetzwerk mobilisieren? Es hat eine Besonderheit: Um in Gang zu kommen, braucht es unsere Ruhe. Wenn wir zu sehr mit konkreten Tätigkeiten beschäftigt sind (einer Arbeit nachgehen, uns um die Kinder kümmern), oder wenn wir kleine Handlungen ausführen, auch wenn sie noch so unbedeutend sind (SMS checken, den Newsfeed lesen, auf dem Smartphone scrollen), verkümmert es und bringt keine Ideen mehr hervor. In unserem modernen Leben haben wir immer etwas zu tun. Schlimmer noch: Wenn wir einmal Zeit haben, füllen wir sie mit tausend Ablenkungen. Die Bildschirme halten uns davon ab, uns mit diesen wichtigen Momenten des Lebens zu beschäftigen.